Haut-zu-Haut-Kontakt – Interventionen für den Übergang zum Stillen
Haut-zu-Haut-Kontakt ist eine Intervention, die Mütter zum Abpumpen ihrer Milch sowie dem Verabreichen dieser an ihr Kind befähigt und den Übergang zum Stillen erleichtert, da es die Möglichkeit zu nicht-nutritivem und nutritivem Saugen an der Brust bietet.
Was ist Haut-zu-Haut-Kontakt?
Haut-zu-Haut-Kontakt (auch als Känguru-Methode bezeichnet) ist eine bekannte Praxis, bei der die Mutter ihr nacktes Kind unter ihrer Kleidung zwischen ihre Brüste legt.1
Haut-zu-Haut-Kontakt wird weltweit für alle Säuglinge empfohlen.2
Der Haut-zu-Haut-Kontakt kann, sofern möglich, rund um die Uhr beibehalten werden. Der intermittierende Haut-zu-Haut-Kontakt (mindestens 1 Stunde mit einem Elternteil im Wechsel mit dem Inkubator auf der neonatologischen Intensivstation) wird mehrmals täglich empfohlen, um therapeutische Vorteile zu erzielen und es dem Säugling zu ermöglichen, sich nach dem Wechsel zwischen Elternteil und Inkubator zu stabilisieren und die wichtigsten physiologischen und verhaltensbezogenen Funktionen zu regulieren.3
Mit dem Haut-zu-Haut-Kontakt auf der neonatologischen Intensivstation kann begonnen werden, sobald der Säugling nach der Geburt physiologisch stabil ist; dies gilt auch für beatmete Kinder und Säuglinge mit extrem niedrigem Geburtsgewicht.1,2,4
Warum ist Haut-zu-Haut-Kontakt wichtig?
Haut-zu-Haut-Kontakt sorgt weltweit für eine signifikante Reduktion der Kindersterblichkeit und -morbidität.3
Regelmäßiger Haut-zu-Haut-Kontakt ermöglicht Müttern,
- Milch abzupumpen und ihren Säugling damit zu füttern, was eine deutlich längere ausschließliche Stilldauer5–7 und eine frühere Entlassung aus dem Krankenhaus bewirkt.8
- eine deutlich höhere Milchmenge zu gewinnen, wenn sie während oder nach dem Hautkontakt abpumpt.5
Regelmäßiger Haut-zu-Haut-Kontakt unterstützt Säuglinge auf der neonatologischen Intensivstation beim Übergang von enteraler zu oraler Ernährung durch:
- die frühzeitige Möglichkeit von nicht-nutritivem (NNS) und nutritivem Saugen (NS) an der Brust.
- Frühe sensorische Reize ermöglichen es Säuglingen, mit der Muttermilch in Berührung zu kommen und diese zu riechen und zu schmecken9
- Stimulation der Oxytocin-Ausschüttung10 (wichtig für den Milchspendereflex)11 zur Unterstützung der Bindung und der Eltern-Kind-Beziehung, insbesondere in dem herausfordernden Umfeld einer neonatologischen Intensivstation.12
So setzen Sie den Haut-zu-Haut-Kontakt um
- Veranlassen Sie Haut-zu-Haut-Kontakt bei allen physiologisch und verhältnissmäßig stabilen Säuglingen
- Empfehlen Sie für den Haut-zu-Hautkontakt jeweils eine Mindestdauer von einer Stunde ohne Unterbrechung
- Informieren Sie die Eltern, dass sie Kleidung tragen sollen, die für den Haut-zu-Haut-Kontakt mit dem Säugling geeignet ist
- Ermutigen und unterstützen Sie die Mutter beim Abpumpen von Muttermilch während des Hautkontakts oder direkt danach.
- Ermöglichen Sie der Mutter, dem Säugling während des Hautkontakts die (zuletzt abgepumpte) Brust zum nicht-nutritiven Saugen anzubieten.
- Dokumentieren Sie im Protokoll für stillfördernde Maßnahmen jeden Haut-zu-Haut-Kontakt unter Angabe von Häufigkeit und Dauer bzw. unter Angaben der Gründe für das Unterlassen des Haut-zu-Haut-Kontaktes
- Schaffen Sie auf der neonatologischen Intensivstation förderliche Rahmenbedingungen für den regelmäßigen Haut-zu-Haut-Kontakt bei jedem Besuch der Eltern: bequeme Sitzgelegenheiten, Platz und großzügige Besuchszeiten.
So überprüfen Sie den Haut-zu-Haut-Kontakt
Führen Sie eine Datenerfassung über Häufigkeit und Dauer des Haut-zu-Haut-Kontaktes durch
Werten Sie die Daten monatlich aus:
• Prozentualer Anteil der Kinder, die mindestens einmal pro Tag direkten Haut-zu-Haut-Kontakt erfahren.
• tägliche Häufigkeit und Dauer des Haut-zu-Haut-Kontakts.
• Ursachen für suboptimalen Haut-zu-Haut-Kontakt.
Werten Sie die Dokumentation monatlich aus, um den Fortschritt zu überprüfen, Probleme zu erkennen und Interventionen zur Verbesserung des Haut-zu-Haut-Kontakts und der Laktation zu unterstützen.
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3. Nyqvist KH et al. State of the art and recommendations. Kangaroo mother care: application in a high-tech environment. Acta Paediatr. 2010; 99(6):812–819.
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