Was ist beim Stillen „normal“?

Die Arbeit von Dr. Jacqueline Kent (University of Western Australia) hat neu definiert, was beim Stillen „normal“ ist. Beim ausschließlichen Stillen gilt hinsichtlich der Dauer der Stillzeit, der Länge jeder Stillmahlzeit und der dabei aufgenommen Milchmenge ziemlich viel als „normal“.

Forscher haben nachgewiesen, dass stillende Mütter und ihre Säuglinge ein breitgefächertes Stillverhalten zeigen. Diese Arbeit legt neu fest, was beim Stillen „normal“ ist.

In diesen Studien wurde die Trinkmenge von gesunden Säuglingen im Alter von einem bis sechs Monaten, die ausschließlich gestillt wurden und gemäß den Wachstumstabellen der WHO ein normales Wachstum aufwiesen, innerhalb von 24 Stunden gemessen. 

Die Anzahl der Stillmahlzeiten pro Tag lag bei den Säuglingen zwischen vier und 13. Jede Stillmahlzeit dauerte zwischen 12 und 67 Minuten und innerhalb dieses Zeitraums tranken die Säuglinge durchschnittlich  54 bis 234 ml Milch. Damit lag die insgesamt pro Tag getrunkene Milchmenge bei 478 und 1356 ml.

Bei einer Stillmahlzeit kann aus einer oder aus zwei Brüsten getrunken werden. Es kann sogar zwischen den Brüsten hin- und hergewechselt werden, wenn der Säugling mit der zweiten Brust fertig ist. Manche Säuglinge (30 %) trinken stets nur an einer Brust; eine Minderheit (13 %) trinkt immer an beiden Brüsten; die Mehrheit (57 %) trinkt manchmal an einer und manchmal an beiden Brüsten.

Interview mit Dr. Jacqueline Kent (2014)

Wichtigste Ergebnisse

Mit Hilfe eine Längsschnittstudie konnte Dr. Kent ermitteln, ob die Schwankungen auf das unterschiedliche Alter der Säuglinge zurückzuführen waren. Im Alter von ein bis drei Monaten wies Dr. Kent einen Rückgang sowohl bei der durchschnittlichen Häufigkeit der Stillmahlzeiten (von 7,6 auf 6,6 pro Tag) als auch bei der durchschnittlichen Länge jeder Stillmahlzeit (von 36 auf 29 Minuten) und einen gleichzeitigen Anstieg der aufgenommenen Milchmenge (von 106 auf 126 ml) nach.

Im Alter von drei bis sechs Monaten blieben die Stillhäufigkeit und die aufgenommene Milchmenge bei jeder Stillmahlzeit konstant, während die Dauer jeder Stillmahlzeit auf 23 Minuten zurückging. Allerdings blieb während des gesamten Zeitraums von ein bis sechs Monaten, in dem ausschließlich gestillt wurde, die insgesamt pro Tag getrunkene Milchmenge konstant.

Relevanz für die Praxis

Stillen normal

Diese Forschungsergebnisse helfen dabei, Müttern mehr Vertrauen in ihr Stillverhalten zu geben. Abweichungen im Stillverhalten innerhalb dieser Bandbreite ließen diese Säuglinge normal wachsen. Außerdem ist es interessant, dass Säuglinge die täglich aufgenommene Milchmenge zwischen dem ersten und sechsten Monaten nicht erhöhen.

Laden Sie hier die Infografik herunter: „Was ist beim Stillen ‚normal‛?“.

Studienabstracts
Volume and frequency of breastfeedings and fat content of breast milk throughout the day (auf Englisch)

We aimed to provide information that can be used as a guide to clinicians when advising breastfeeding mothers on normal lactation with regard to the ...

Kent JC, Mitoulas LR, Cregan MD, Ramsay DT, Doherty DA, Hartmann PE (2006)

Pediatrics 117, 387-95
Longitudinal changes in breastfeeding patterns from 1 to 6 months of lactation (auf Englisch)

The most common reason given for discontinuation of exclusive breastfeeding is perceived insufficient milk supply. Breastfed infants show more variation in feeding frequency than bottle-fed ...

Kent JC, Hepworth AR, Sherriff JL, Cox DB, Mitoulas LR, Hartmann PE (2013)

Breastfeed Med, 8, 401-7