Goldkonferenz Abstracts
Frühkindliche Dysphagie und Trinkschwäche - Eine Herausforderung im klinischen Alltag
15.10.2020
In der klinischen Versorgung Frühgeborener und kranker Neugeborener stehen Ärzte, Pflegende und Therapeuten vor einer Vielzahl von Herausforderungen. Ein großer Meilenstein in der Entwicklung der Kinder ist das „Trinkenlernen“ an der Brust und / oder an der Flasche. Dies ist ein komplexer Prozess, auf den viele Faktoren Einfluss nehmen können. Aus logopädischer Sicht ist zunächst eine gezielte Diagnostik zur Abgrenzung von frühkindlichen Dysphagien und Trinkschwächen indiziert. Unsere dann folgenden Interventionen haben immer das Ziel, dass Kinder und ihre Eltern einen stressfreien, positiven und vor allem sicheren Start in die Ernährungsentwicklung erleben können. Im Zentrum unserer logopädischen Arbeit stehen sowohl die individuellen Herausforderungen der Kinder und ihrer Eltern sowie die klinikinternen Strukturen.
Im praxisnahen Vortrag werden die Herausforderungen, die uns die Kinder, ihre Eltern und die Kliniken im Ernährungsprozess stellen, dargestellt und diskutiert. Es werden Unterstützungsmöglichkeiten und Ideen zum Umgang mit diesen Herausforderungen vorgestellt.
Quellen:
- Park, J., Thoyre, S., Knafl, G.J., Hodges, E.A., Nix, W.B. (2014). Efficacy of Semi-elevated Side-Lying Positioning during bottle-feeding of very preterm infants: a pilot study. The Journal of Perinatoloy & Neonatal Nursing 28 (1), 69-79.
- Geddes D.T., Kent J.C., Mitoulas L.R., Hartmann P.E. (2018). Tongue movement and intraoral vacuum in breastfeeding infants. Early Hum Dev. 84: 417-477
- Gewolb I., Vice F.L., Schweitzer-Kennedy E.L., Taciak V.L., Bosma J.F.: Developmental patterns of rhythmic suck and swallow in preterm infants. Dev Med Child Neurol. (2001) 43: 22-27
- Hübl, N. (2012). Logopädische Arbeit mit Frühgeborenen und Säuglingen. Die Behandlung von Frühgeborenen und Säuglingen auf der pädiatrischen Intensivstation als logopädische Kernaufgabe. Forum Logopädie, 3 (26), 12-16.
- Lau C., Alagugurusamy R., Schanler R.J., Smith E.O., Shulman R.J.: Characterization of the developmental stages in sucking in preterm infants during bottle feeding. Acta Paediatr. (2000) 89: 846-872
- Shaker CS (2013). Cue-based Feeding in the NICU: Using the Infant‘s Communication as a Guide. Neonatal Network 52 (6) 404-408
- Scheel C.E., Schandler R.J., Lau C. (2005): Does the choice of bottle nipple affect the oral feeding performance of very-low-birthweight (VLBW) infants? Acta Paediatr. 94(9):1266-1272
Vom Kreißsaal zur Neonatologie: Interdisziplinäre Zusammenarbeit für eine gute Laktation
Becoming Breastfeeding Friendly (BBF) – Rahmenbedingungen zur Stillförderung – Machen wir schon alles richtig?
16.10.2020
Auf Initiative des Ernährungsministeriums hat eine interdisziplinäre Expert*innenkommission eine systematische Bestandsaufnahme der Stillförderung in Deutschland durchgeführt. Demnach ist Deutschland moderat stillfreundlich. Auf dieser Basis wurden 2019 acht Empfehlungen zur Stillförderung in Deutschland entwickelt. Diese sprechen z. B. Entscheidungsträger der Stillförderung an, Multiplikator*innen mit Kontakt zu (werdenden) Familien, Medienschaffende oder Arbeitgeber*innen.
Der Vortrag veranschaulicht Ergebnisse und Empfehlungen des BBF-Projekts und berichtet über aktuelle Aktivitäten, z. B. die Entwicklung einer Nationalen Stillstrategie und die Umsetzung einer Kommunikationsstrategie zur Stillförderung.
Quellen:
- Faktenblatt „So wird Deutschland stillfreundlich!“
https://www.gesund-ins-leben.de/_data/files/bbf_faktenblatt_ergebnisse.pdf - Empfehlungen zur Stillförderung in Deutschland
https://www.gesund-ins-leben.de/_data/files/bbf_empfehlungen.pdf
Ein Blick über den Tellerrand – Teamarbeit rund um die Betreuung nach Sectio
16.10.2020
Die Arbeit im Team ist bereichernd und gleichzeitig eine Herausforderung, die Konfliktpotential zwischen den Berufsgruppen birgt.
Schon in der Betreuungssituation einer Gebärenden im Kreißsaal ist die Rollenverteilung unter Umständen schwierig. Wer ist der Hauptakteur? Die Gebärende oder die Fachleute? Betrachten wir das Kaiserschnittszenario, wird alles noch komplexer, denn die Zahl der Akteure nimmt weiter zu: Anästhesie, OP-Pflege, Kinderarzt und Kinderschwester. Jeder schaut aus seinem spezifischen Blickwinkel auf diese Geburt.
All diese Sichtweisen und Ansprüche sind nachvollziehbar, aber nur unter einen Hut zu bringen, wenn es gelingt, ein gemeinsames Ziel, einen gemeinsamen Anspruch, eine gemeinsame Haltung zu entwickeln, dem sich alle im Konsens unterordnen.
Wo ist mein Kolostrum? – Die Challenge zwischen einer adäquaten Milchbildung und dem „Must have“ auf der NICU
16.10.2020
Unmittelbar nach der Geburt befinden sich Mutter und Kind in einer besonders sensiblen Phase. Zahlreiche Studien belegen, dass der erste direkte Hautkontakt nicht nur den Grundstein für eine dauerhafte, einzigartige Beziehung legt, sondern auch Auswirkungen auf den Stillerfolg und die Stilldauer hat. Auch der weitere Bindungsprozess kann durch die neonatologische Stationsumgebung erschwert werden. Anpassungen in den Arbeitsabläufen in Geburtshilfe und Neonatologie, die Veränderung von Gewohnheiten und ein kollegial-interdisziplinäres Miteinander können hier jedoch Abhilfe schaffen.
Wir geben Frühgeborenen und kranken Neugeborenen nicht die besten Chancen für ihr weiteres Leben, wenn nicht Strukturen geschaffen werden, die ihre möglichst ausschließliche und lange Ernährung mit Muttermilch ermöglichen.