Mach die erste Stunde zur wichtigsten

Eine gute Milchbildung ist für die ausschließliche Ernährung eines Neugeborenen mit Muttermilch notwendig und schafft damit auch die besten Chancen für das langfristige Stillen.

„Zu wenig Milch“ ist aber leider nach wie vor der häufigste Grund, den Mütter als Ursache von auftretenden Stillkrisen, frühem Zufüttern und vorzeitigem Abstillen angeben.

Um diesem Problem vorzubeugen und die Milchbildung schneller und besser zu initiieren, ist das Anlegen innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt ganz besonders wertvoll.

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Der Prozess der Milchbildung

Unabhängig davon, ob eine Mutter ihr Kind zum Termin geboren oder eine Frühgeburt hatte, läuft bei allen Müttern für die Bildung einer ausreichenden Milchmenge zunächst derselbe Laktationsprozess ab.

Er besteht aus vier Phasen: In der Schwangerschaft entwickelt sich das Brustdrüsengewebe (sekretorische Differenzierung/ Laktogenese I), nach der Geburt wird die Milchbildung initiiert (sekretorische Aktivierung/Laktogenese II), anschließend aufgebaut und letztlich aufrechterhalten. Die Phasen bauen aufeinander auf, deshalb wirkt sich ein gelungener Start erheblich auf die langfristige Milchbildung aus.

Das bedeutet: Möchte eine Mutter ihr Baby über mehrere Monate hinweg stillen, ist es wichtig, dass sie diesen Prozess versteht und schon in der ersten Stunden nach Geburt von Fachkräften unterstützt wird (Verweis 1-8).

 

Die Initiierung

In diese Zeit nach der Geburt fällt die wichtige Phase der sekretorischen Aktivierung (Laktogenese II), häufig auch „Milcheinschuss“ genannt. Die Laktozyten, die sich während der sekretorischen Differenzierung gebildet haben, können jetzt aktiviert werden, da die Ausstoßung der Plazenta einen Abfall des Progesteronspiegels bewirkt und so die Initiierung der Milchbildung zulässt.

Der Zeitpunkt des Milcheinschusses ist bei jeder Mutter unterschiedlich und liegt bei 24 bis 120 Stunden nach der Geburt.  In den ersten 24 Stunden nach der Geburt produzieren Mütter 10 bis 50 ml Milch. Kolostrum enthält, ähnlich wie das Fruchtwasser, eine hohe Dichte an Wachstumsfaktoren und Zytokinen. Es sollte als Übergang zwischen der intrauterinen und der extrauterinen Ernährung dienen – und deshalb die erste Nahrung für alle Säuglinge sein.

Die produzierte Milchmenge nimmt in den darauffolgenden Tagen zu, gleichzeitig wandelt sich das Kolostrum in Übergangsmilch um (Verweis 9-11).

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Die Vorteile des frühen und häufigen Anlegens

Laut dem Europäischen Institut für Laktation und Stillen wird es, bedingt durch den geringer werdenden Personalschlüssel auf den Wochenstationen, immer wichtiger auf die ersten 24 Stunden nach der Geburt ein besonderes Augenmerk zu legen. Denn viele später auftretende Schwierigkeiten wie Hyperbilirubinämie, Hypoglykämie oder eine zu große Gewichtsabnahme beim Neugeborenen könnten sich mit den Bemühungen um häufiges Stillen am ersten Tag vermeiden lassen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt ebenfalls, das erste Stillen innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt zu ermöglichen. Und auch wir von Medela wollen diese Bemühungen unterstützen und ein besonderes Augenmerk auf das Anlegen in der ersten Stunde legen. Denn die Vorteile des frühen und häufigen Anlegens sprechen für sich:

  • Der Saugreflex ist innerhalb der ersten Stunde besonders intensiv. Das Saugen beruhigt dabei nicht nur, es regt auch die Produktion von Speichel an, welcher Enzyme zur Vorverdauung der Nahrung enthält. Außerdem hilft das Saugen dem Baby dabei, seine Atemwege von Schleim zu befreien, da es jeweils kleine Mengen davon mitschluckt (Riordan & Wambach, 2015:230).
     
  • Kolostrum enthält hohe Anteile an Immunfaktoren, fördert die Ausscheidung von Mekonium und verringert das Risiko von erhöhten Billirubinwerten (Riordan & Wambach, 2015:230).
     
  • Die Hormonspiegel von Oxytocin, dem „Liebes- und Bindungshormon“, sind innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt bei der Mutter als auch Ihrem Neugeborenen besonders hoch (Moberg, 2013).
     
  • Die Milchbildung kommt durch das frühe erste Anlegen schneller und besser in Gang (Murray, 2006; Chen, 1998).
     
  • Das Anlegen innerhalb der ersten Stunde hat positive Auswirkungen auf das ausschließliche Stillen und die Stilldauer (Baker, 2006; De Chateau, 1977; Berra, 2003).
     
  • Stillen innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt senkt weltweit die Sterblichkeitsrate von Neugeborenen – nach der ersten Stunde verdoppelt sich das Risiko (Khan et al, 2015).
     
  • Ein früher Stillbeginn innerhalb der ersten Stunde nach Geburt (Salariya, 1978; Baker, 2006) und häufiges Anlegen (Salariya, 1978) wirken sich positiv auf die Stilldauer aus: Je früher desto länger.
     
  • Häufiges und uneingeschränktes Stillen (mindestens 8-mal in 24 Stunden) fördert einen früheren Milcheinschuss (Salariya, 1978). Nach etablierter Milchproduktion sollte die Mutter nach Bedarf stillen, zuvor kann es notwendig sein, ein schläfriges Neugeborenes regelmäßig zum Stillen zu wecken.
     
  • Haut-zu-Haut Kontakt in der ersten Stunde hilft dabei die Milchbildung anzuregen, fördert das ausschließliche Stillen und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass über einen längeren Zeitraum gestillt wird (Moore, 2016).

Die wichtigsten Elemente für einen optimalen Stillstart und eine langfristige Milchbildung sind also frühes und häufiges Anlegen (oder Abpumpen) sowie der direkte Haut-zu-Haut Kontakt (Verweis 12-14).

Hat das Baby etwa ab dem 4. Tag innerhalb 24 Stunden mindestens dreimal gelben Stuhlgang, ist dies ein guter Indikator dafür, dass die Initiierung erfolgt und die Milchbildung auf dem richtigen Weg ist (Verweis 14).

Wenn Stillen nicht möglich ist: Abpumpen in der ersten Stunde

Sind Mutter und Kind direkt nach der Geburt getrennt (z.B. bei einer Frühgeburt) oder kann das Baby die Brust alleine nicht effektiv entleeren, benötigt die Mutter schnelle Unterstützung und geeignete Hilfsmittel. Wenn ein Neugeborenes ausschließlich mit Muttermilch ernährt werden soll, ist eine elektrische Milchpumpe mit forschungsbasierter Initiierungstechnolgie in diesen Fällen die beste Ergänzung oder Alternative zum Stillen, um die Brust in der ersten Stunde zu stimulieren (Verweis 15-18).

Dies unterstützt zum einen die zeitgerechte Initiierung und zum anderen eine langfristige Milchbildung. Analog zum häufigen Anlegen, sollte die Mutter auch mehr als 8-mal am Tag mit der Initiierungstechnologie abpumpen, idealerweise beidseitig (Verweis 19,20). Konnte die Mutter in drei aufeinander folgenden Sitzungen mindestens 20 Milliliter Muttermilch abpumpen, ist dies ein guter Hinweis darauf, dass die Initiierung erfolgt ist.

Die Milchpumpe Symphony

Die beste Lösung und Unterstützung für diese Mütter und Kinder ist die Milchpumpe Symphony mit der Symphony PLUS Programmkarte und ihren beiden forschungsbasierten Abpumpprogrammen. Sie wurde speziell dafür entwickelt, um eine gute Milchbildung anzustoßen, aufzubauen und aufrechtzuerhalten.

Die Symphony unterstützt bereits in 87 Prozent (Verweis 21) aller Geburtskliniken Mütter beim Abpumpen, um ihre Neugeborenen mit Muttermilch füttern zu können. Die neue Symphony PLUS Programmkarte beinhaltet die Software der beiden forschungsbasierten Programme INITIAL und ERHALT.

Das INITIAL-Programm ist kein klassisches Abpumpprogramm, sondern unterstützt Mütter bei der Initiierung der Milchbildung. Hierfür imitiert es den unregelmäßigen Saugrhythmus eines Neugeborenen vor der sekretorischen Aktivierung. Das INITIAL Programm dient der Mutter bis zum fünften Tag nach der Geburt oder bis sie innerhalb dieser Zeit in drei aufeinander folgenden Abpumpsitzungen mindestens 20 ml Muttermilch abgepumpt hat. Anschließend wechselt die Mutter zum Abpumpprogramm ERHALT, das den Aufbau und Erhalt einer optimalen Milchbildung unterstützt.

Initiierung auch zu Hause dank der Symphony PLUS-Karte und dem INITIAL-Programm

Wird die Mutter schon vor dem Milcheinschuss aus dem Krankenhaus entlassen, kann die Symphony mit ihren forschungsbasierten Programmen auch Zuhause unterstützen. Bereits über 80 Prozent der Apotheken haben ihre Mietmilchpumpen mit der neuen Symphony PLUS Programmkarte ausgestattet.

Ist eine medizinische Indikation, wie z. B. eine Milchbildungsstörung vorhanden, geben Sie Ihr in jedem Fall ein Rezept oder eine Verordnung für eine „elektrische Intervallmilchpumpe inklusive Doppelpumpset“ mit und ermöglichen ihr so eine optimale Milchproduktion für ihr Baby.

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Verweise:

1 Neville,M.C. et al. Studies in human lactation: Milk volumes in lactating women during the onset of lactation and full lactation. Am J Clin Nutr 48, 1375-1386 (1988).

2 Meier,P.P., Engstrom,J.L., Janes,J.E., Jegier,B.J., & Loera,F. Breast pump suction patterns that mimic the human infant during breastfeeding: Greater milk output in less time spent pumping for breast pumpdependent mothers with premature infants. J Perinatol 32, 103-110 (2012).

3 Kent,J.C. et al. Longitudinal changes in breastfeeding patterns from 1 to 6 months of lactation. Breastfeed Med 8, 401-407 (2013).

4 Kent,J.C. et al. Volume and frequency of breastfeeds and fat content of breastmilk throughout the day. Pediatrics 117, e387-e395 (2006).

5 Hartmann,P.E., Cregan,M.D., Ramsay,D.T., Simmer,K., & Kent,J.C. Physiology of lactation in preterm mothers: Initiation and maintenance. Pediatr Ann 32, 351-355 (2003).

6 Lawrence,R.A. & Lawrence,R.M. Breastfeeding: A guide for the medical profession (Elsevier Mosby, Maryland Heights, MO, 2011).

7 Neville,M.C., Morton,J., & Umemura,S. Lactogenesis is the transition from pregnancy to lactation. Pediatr Clin North Am 48, 35-52 (2001).

8 Pang,W.W. & Hartmann,P.E. Initiation of human lactation: Secretory differentiation and secretory activation. J Mammary Gland Biol Neoplasia 12, 211-221 (2007).

9 Kulski,J.K. et al. Aust J Exp Biol Med Sci 59, 101-114 (1981).

10 Neville,M.C. et al. Pediatr Clin North Am 48, 35-52 (2001).

11 Neville,M.C. et al. Am J Clin Nutr 48, 1375-1386 (1988).

12 Christensson,K. et al. Acta Paediatr 81, 488-493 (1992).

13 Salariya,E.M. et al. Lancet 2, 1141-1143 (1978).

14 Lawrence,R.A. & Lawrence,R.M. Elsevier Mosby, (2011).

15 Meier,P.P. et al. J Perinatol 32, 103-110 (2012).

16 Torowicz,D.L. et al. Breastfeed Med 10, 31-37 (2015).

17 Post,E.D. et al. J Perinatol 36, 47-51 (2016).

18 Parker,L.A. et al. Breastfeed Med 10, 84-91 (2015).

19 Prime,D.K. et al. Breastfeed Med 7, 442-447 (2012).

20 Hill,P.D. et al. J Hum Lact 17, 9-13 (2001).

21 Stand: Dezember 2017.